Entdeckungsreise durch die Welt der Textilforschung
Zum dritten Mal öffneten die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf DITF ihre Labore und Technika. Über 2000 Besucher nutzten die Gelegenheit, den Denkendorfer Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit über die Schultern zu schauen. Einen Schwerpunkt bildeten aktuelle Förderprojekte des Landes und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.
Beim Thema Textilien denken die meisten Menschen an Bekleidung. Dabei spielen Fasern bei allen Zukunftsthemen wie Medizin, Mobilität, Architektur, Umwelt und Energie eine wichtige Rolle. Die drei Forschungseinrichtungen unter dem Dach der DITF präsentierten spannende Beispiele aus allen Forschungsbereichen und hatten dafür ein abwechslungsreiches Programm mit Führungen, Rundgängen, Vorträgen und eine Filmvorführung vorbereitet.
Das Institut für Textilchemie und Chemiefasern ITCF zeigte neueste Entwicklungstrends aus dem Forschungsbereich Hochleistungfasern. Im ‚High Performance Fiber Center‘ wurden modernste Anlagen zur Herstellung von Carbon–und Keramikfasern vorgestellt. Mit Spinnanlagen, Oxidations- und Carbonisierungsöfen ergründeten die Besucher alle Schritte vom Rohstoff bis zur fertigen Carbonfaser. Die besonderen Eigenschaften keramischer Fasern und keramischer Verbundwerkstoffe wurden eindrucksvoll an Demonstrationsobjekten vorgeführt.
Wie Polymere synthetisiert werden, die später zu Chemiefasern ausgesponnen werden, wurde im Technikum an Synthesereaktoren demonstriert. Und als Highlight aus der Analytik durften die Besucher textile Präparate mittels Licht- und Elektronenmikroskopie untersuchen.
Das Institut für Textil-2 und Verfahrenstechnik präsentierte auf verschiedenen Rundgängen das breite Forschungsspektrum von der Faser bis zum fertigen Produkt. 23 Stationen zeigten Weben, Stricken, Spinnen und Flechten bis hin zur Beschichtung und der Herstellung von ultraleichten Faserverbundstoffen für Fahrzeuge und Gebäude. Ein wichtiges Forschungsfeld ist die Bionik. So stand das Eisbärfell Pate bei einem textilen Membranbau mit höchster Energieeffizienz und verlustfreiem Wärmespeicher. Manche der Besucher fahren regelmäßig an diesem „Eisbärpavillon“ auf dem DITF-Gelände im Körschtal vorbei. Am Samstag erfuhren sie, was sich darin verbirgt. Gesundheit und Sicherheit bieten weitere wichtige Einsatzmöglichkeiten für moderne Textilien. T-Shirts messen Puls und Atemfrequenz und melden drahtlos per Bluetooth, wenn etwas nicht stimmt. Selbstleuchtende Schutzbekleidung sorgt dafür, dass Rettungskräfte auch bei Dunkelheit oder bei starkem Rauch sichtbar sind. An Charlie, dem insitutseigenen Skelett, kann man sehen, wo überall im Körper textile Produkte eingesetzt werden können –vom Nahtmaterial bis zum Stent. Einge der Produkte werden vor Ort von der ITV Denkendorf Produktservice GmbH, einer Tochter der DITF, für Industriepartner weltweit hergestellt.
Das Zentrum für Management Research DITF-MR zeigte zwei Anwendungen aus den Bereichen Lernen und Digitalisierung und erläuterte, was der Begriff „Industrie 4.0.“ für den Textilbereich bedeutet. Bekleidung und Bandagen können per Computerprogramm optimal „auf den Leib“ eines Avatars, dem virtuellen Abbild einer Person „geschneidert“ werden. Bei einer kleinen Trainingseinheit für die Warenschau konnten die Gäste testen, wie die Lernmethode „Precision Teaching“ am Arbeitsplatz für Schnelligkeit und Präzision sorgt.
Viele Besucher nutzten bei bestem Wetter die Gelegenheit, in Europas größtem Textilforschungszentrum hinter die Kulissen zu schauen und die Wissenschaftler freuten sich über das rege Interesse an ihrer Forschungsarbeit. Der Bürgerbus Denkendorf brachte die Gäste, die nicht mit dem Auto anreisten, bequem und kostenlos zum Forschungszentrum. Für das leibliche Wohl sorgte auch in diesem Jahr der DRK Ortsverein Denkendorf.