Individualisierte 3D-Kompressionstextilien zur Narbentherapie

Von der Diagnostik in die industrielle Fertigung

Zu den Folgen jeder schweren Hautverletzung gehört die Narbenbildung, die bereits in der Regenerationsphase der Wundheilung beginnt und bis zu zwei Jahre andauern kann. Bei der Behandlung von Narben stellt die Kompressionstherapie mittels medizinischer Kompressionstextilien ein etabliertes Verfahren dar. Diese Art der Versorgung stellt hohe Ansprüche an Passform und Tragekomfort, die durch standardisierte Produktgrößen häufig nicht zufriedengestellt werden können. Die Herstellung individualisierter medizinischer Kompressionstextilien ist hingegen zeit- und kostenintensiv. Aus Behandlungsparametern und Patientenmaßen ergibt sich eine hohe Vielzahl an Versorgungsmöglichkeiten, denen die standardisierten Kompressionstextilien nicht gerecht werden können.

Im Rahmen des BMBF-Projekts „Smart-Scar-Care“ wurde diese Problematik aufgegriffen und ein Workflow entwickelt, um jeden Patienten innerhalb von 24h ein Kompressionstextil zur Narbenbehandlung zur Verfügung zu stellen, das an Verletzungsart, Heilungsverlauf und die individuellen Körpermaße angepasst ist.

Der entwickelte Workflow besteht aus den folgenden Schritten:

  • Erfassen der individuellen Maße mittels 3D-Scan
  • Erstellung patientenspezifischer Konfiguration hinsichtlich Geometrie, Material und Kompressionsdruck mit Hilfe eines interaktiven Behandlungs-Frontends
  • Automatisierte Interpretation der Konfigurationsdaten und Berechnung eines passformgenauen Strickmusters
  • Simulationsgestützte Kontrolle des induzierten Kompressionsdrucks
  • Datenübermittlung zur Produktionsstätte und Fertigung

Der Workflow wurde erfolgreich in der Produktionsumgebung eingesetzt und in einer klinischen Studie validiert.

Das Projektkonsortium bestand aus dem Kompressionstextilhersteller BSN medical, Flachstrickmaschinenhersteller Stoll, Software-Anbieter zur Vermessung von Menschen Avalution, Software-Anbieter für Bekleidungssimulation Assyst, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und den DITF.

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