Einen ganz anderen Ansatz verfolgt man im Kompetenzzentrum Hochleistungsfasern an den DITF in der Arbeitsgruppe von Dr. Erik Frank. Im Forschungsprojekt „FaserFab” werden vorbereitete Garne als ausschließliches Druckmaterial für den faserverstärkten 3D-Druck verwendet. Mehrere Einzelkomponenten sind nicht mehr notwendig. Die Druckgeschwindigkeiten können bei gleichzeitiger Kostensenkung verringert werden. Als besonders hochfeste Verstärkungsfasern kommen Carbonfasern zum Einsatz, die an den DITF entwickelt und für die Druckanwendungen optimiert werden. Für den 3DDruck werden die Fasern als Garn oder Band vorbereitet. Die Polymermatrix ist Bestandteil des Garnes. Das Polymer, in diesem Fall PA6, wird als Umwindegarn auf die Kernfasern aus Carbon aufgebracht. Der faserverstärkte Druck kann dann mit nur einer Spinndüse erfolgen – unter dauerhafter Zuführung eines Endlosgarnes. Beim Umwindegarn wird nur die umwundene Faser in der Druckdüse aufgeschmolzen und in die Kernfaser eingepresst.
Weitere Umwindegarne sollen in diesem Forschungsprojekt entwickelt und optimiert werden. So waren erste Versuche mit PET-Kernfasern und umwundenen PLA-Garnen bereits erfolgreich. Des Weiteren werden PA6.6-Kernfasern mit PLA kombiniert. Als Kerngarne sollen ebenfalls Metallfasern-Multifilamente und Glasfasergarne vorbereitet und für die reibungslose Zuführung in den 3D-Drucker optimiert werden. Die DITF stellen die Garne an Umwindemaschinen selbst her. Die so unterschiedlichen Materialien der Kerngarne können ein breites Anforderungsspektrum an die gedruckten Bauteile abdecken. Neben der Verwendung von Umwindegarn wird ein weiterer Ansatz verfolgt: Hierbei soll das vorbereitete Druckfilament eine Bikomponentenfaser sein. Diese Faser besteht aus einem hochschmelzenden Kern, der von einem aufschmelzenden Mantelpolymer umgeben ist. Die Bikomponentenfasern können an den hauseigenen Spinnanlagen der DITF ebenfalls selbst hergestellt werden. Der Kern besteht aus PET, der Mantel aus PBT. Beide Materialien haben unterschiedliche Schmelzpunkte, sodass über eine definierte Temperaturführung im Drucker nur eine Komponente aufgeschmolzen wird, während die andere als Verstärkungsfaser erhalten bleibt.
Als grundsätzliche Vorgabe beim faserverstärkten 3D-Druck gilt es, einen hohen Faserfüllgrad im Bauteil zu erreichen. Denn nur optimal dicht gepackte Faserbündel garantieren höchste Bauteilfestigkeiten. Die beschriebenen Umwinde- und Bikomponentengarne sind besonders gut geeignet, um hohe Faserfüllgrade zu erreichen. Sie ermöglichen in der Extrusionsdüse die Verarbeitung unter hohen Drücken, die zum Verdichten der Kernfasern notwendig sind. Erste Laborprüflinge liefern bereits vielversprechende Ergebnisse: PET-Kernfasern mit einem Umwindegarn aus PLA ermöglichten Bauteile mit hohem Faserfüllgrad und gegenüber einem aus reinem PET hergestellten Vergleichskörper schon deutlich erhöhten Festigkeiten. Die Düsengeometrie und das Temperaturprofil erfordern jedoch noch Verbesserungen, insbesondere auch im Hinblick auf schnellere Druckgeschwindigkeiten.
Es ist absehbar, dass die an den DITF zu entwickelnden, neuartigen Garne die Produktionsgeschwindigkeiten erhöhen und technischen Einsatzbereiche von 3D-gedruckten Bauteilen erweitern. Ihr Interesse an der Entwicklung der Druckgarne haben bereits namhafte Druckerherstellende angemeldet, da sie sich einen Wettbewerbsvorteil in diesem sich schnell entwickelnden Markt versprechen.