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Hilfe für Menschen mit Bewegungsstörungen

Mädchen mit schwerer muskulärer Hypotonie. Dank Fuß- und Rumpforthese kann es selbstständig stehen und hat die Hände frei zum Spielen. Foto: DCC

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DITF entwickeln mit Industriepartner Orthesen, die die Beweglichkeit fördern

Eine neuartige Input-Orthese hilft Personen mit neuromotorischen Kontrollproblemen und Lähmungserscheinungen, Alltagssituationen besser zu bewältigen und am täglichen Leben teilzunehmen. Die Firma Dynamics Competence Center (DCC) und das Institut für Textil- und Verfahrenstechnik Denkendorf (ITV) entwickeln die Orthese im Rahmen eines Forschungsprojektes, das vom Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand des Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird.

Ist das Zentralnervensystem geschädigt, kann die Haltung der Skelettmuskulatur nicht kontrolliert werden. Die Folge sind Fehl- und Extrabewegungen oder Lähmungserscheinungen. Fast zwei Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen, bei etwa jedem 500. lebend geborenen Kind wird die sogenannte Zerebralparese diagnostiziert. Nur zwei Prozent der Fälle sind auf genetische Ursachen zurückzuführen. Meist führen Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt, Schädel-Hirn-Traumata oder Hirntumore, ein Schlaganfall oder andere Gefäßerkrankungen dazu, dass motorische Nervenzellen absterben.

Die Motorik des Menschen funktioniert wie ein Kreislauf, bei dem das Gehirn die Schaltzentrale ist. Es sendet Befehle an den Bewegungsapparat und dieser meldet ausgeführte Aktionen über Rezeptoren und Nervenbahnen als sensorische Impulse an das Gehirn zurück. Bei der Parese ist dieser Kreislauf gestört. Abhängig davon, welche Gehirnregion betroffen ist, führt dies zu unterschiedlichen Behinderungen.

Der Alltag der Betroffenen ist durch die eingeschränkte Motorik erschwert. Mit Ergo- und Physiotherapie werden einzelne Bewegungsabläufe gezielt trainiert und die motorischen Fähigkeiten so verfeinert, dass die Betroffenen selbstständig essen und trinken, sich an- und ausziehen und die Toilette benutzen können. Dies gelingt häufig nur mit orthopädietechnischen Maßnahmen. Bislang hat die Orthopädietechnik vor allem Hilfsmittel zur Kontrakturprophylaxe sowie zur Gelenkstabilisierung durch Steh-, Geh-, Sitz- und Greifhilfen hergestellt. Korsette sollen dafür sorgen, dass sich sekundäre Wirbelsäulenverkrümmungen zumindest nicht verschlimmern. Der Nachteil dieser Orthesen ist, dass sie unflexibel und steif sind und dadurch die Bewegung eher blockieren statt sie zu fördern. Darüber hinaus behindern sie die Vielfalt der Freiheitsgrade von Gelenken, insbesondere Rotationsbewegungen. Therapeuten bemängeln, dass dies zum Abbau der bereits schwachen Muskulatur führt und die Instabilität und die zu hohe oder zu geringe Muskelspannung verstärkt.

DCC und ITV greifen diesen Gedanken auf und entwickeln flexible, rezeptoraktivierende Teil- und Ganzkörperanzüge – sogenannte Input-Orthesen. Dabei handelt es sich um dynamische Orthesen, die durch gezielten Druck auf die Nervenzellen (Mechanorezeptoren) die räumliche und körpereigene Wahrnehmung verbessern. Sie fördern die Haltungs- und Bewegungskontrolle durch ein interaktives sensorisches Feedbacksystem. Damit schafft das Forschungsprojekt einen Synergieeffekt zwischen therapeutischen und orthopädietechnischen Ansätzen.